Ich blicke aus dem 42sten Stockwerk durchs Fenster in die Nacht. Leuchtreklamen, Lichter, Autos und Menschen. So viele Menschen. Oder besser das, was von ihnen übrig ist.
Ich kann mich noch erinnern an Mitgefühl, Respekt, Verzicht und Liebe. Und andere Dinge. In irgendwelchen Winkeln meines Hirns, in den Abgründen meines Seins kann ich mich daran erinnern.
All das ist denen da unten abhanden gekommen. Sie sind nur noch ängstliche Heuchler, die sich für eine Handvoll Bitcoins kaputt arbeiten oder ihren Nächsten verraten... und sich selbst.
Lutschen und Lecken nach oben, treten und vergewaltigen nach unten. Das ist es, was von der Menschheit übrig geblieben ist. Jeder ist sich selbst der Nächste und jeder ist sich selbst sehr, sehr nah.
Doch tatsächlich können sie noch nicht einmal etwas dafür. Sie wurden so gezüchtet, geformt, gestaltet. Von den Konzernen, den wenigen dunklen Machthabern hinter all den Regierungen, deren Repräsentanten Marionettenpräsidenten sind. Die Meister der Manipulation. Nutznießer aller Kriege, Geschichtsfälscher, Blender und Massenmörder.
Kindern wurden Lügen aufgetischt – in der Schule, im Kindergarten und in den Medien. Eltern wurden der Erziehung beraubt, entmachtet – und die Kinder begehrten auf. Ihre staatlich geförderte Verdummung machte sie mutig. Und stark. So wurde die alte Generation abgelöst –unter ihnen Denker, Wissende, Feinsinnige...
Sie sind alle tot.
Und jetzt, unten – in den Straßenschluchten, da laufen sie. Die perfekten Marionetten, die Gläubigen des Konsumgottes. Die Verrohten, die Verdummten, die sich anmaßen, sich Mensch zu nennen.
Ein paar wenige sind noch über, die sich einen Rest Menschlichkeit bewahrt haben. Die Hoffenden und Mitfühlenden. Die Verlorenen. Wegen ihnen bin ich zu dem geworden, der ich bin.
Ich habe Menschen getötet. Hunderte. Anfangs hatte ich Skrupel. Doch dann fiel es mir immer leichter.
Übung macht den Meister.
Die blutige Brechstange habe ich längst gegen professionelle Tötungsinstrumente getauscht. Und ich hab mich hochgearbeitet. Die Straßenschläger und kleinen Drogenhändler sind Geschichte. Jetzt misch ich die Elite auf. Unglaublich, aber tatsächlich haben all ihre Geheimdienste, Kameras und Satelliten es immer noch nicht geschafft, mich zu fassen. Ich weiß, dass ich das nur meinem übernatürlichen Glück zu verdanken habe. Ja, Glück ist auch eine der vielen Mutantengaben, die einigen von uns zuteil wurden. Irgendwann wird es mich verlassen. Aber nicht heute.
Das „Ping“ des Aufzugs lässt mich aufhorchen. Mein Ziel, in dessen Wohnung ich mich befinde, kommt nach Haus.
Ich kann sein maßlos überteuertes Parfüm wittern, das nicht mal seinen Schweißgeruch überdeckt. Nach langer Zeit werde ich mal wieder meine Brechstange benutzen. Liegt wohl an meinem Hang zur Nostalgie.
Rage against the dehumanization ist ein Rollenspiel, das sich in erster Linie an erwachsene und erfahrene Rollenspieler wendet. Es ist brutal und stellt den Menschen in Frage.
Mord und Vergewaltigung gehören zum Alltag.
Die Schilderung der Welt bleibt gewollt spartanisch, um Freiraum für die Kreativität des Spielleiters zu lassen. Die Regeln sind kurz und knapp und hat es so zuvor noch nie gegeben!
Rage... ist nicht jedermanns Sache.
Und das soll es auch nicht sein.